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Umweltstammtisch Ketsch e.V.

In und um Ketsch im Einsatz für die Umwelt

„Unsere Wälder müssen älter werden“ Ein Spaziergang mit Forstwirt Volker Ziesling, bei dem Kritik am Umgang mit der Rheininsel laut wird, stößt auf großes Interesse.

19. März 2023 by Ulrike Eppel

Forstwirt Volker Ziesling (l.) kritisiert, dass sich die Wälder durch zu starke Bewirtschaftung nicht regenerieren. Bild: Montalbano

FORSTWIRT VOLKER ZIESLING (L.) KRITISIERT, DASS SICH DIE WÄLDER DURCH ZU STARKE BEWIRTSCHAFTUNG NICHT REGENERIEREN.

Ganz im Zeichen eines schonenderen Umgangs mit Waldauen stand jetzt ein Waldspaziergang, zu dem der Umweltstammtisch Ketsch eingeladen hatte. Über vier Dutzend Interessierte aus der Enderlegemeinde und aus umliegenden Orten hatten sich an diesem Nachmittag eingefunden, um mit den Mitgliedern des Umweltstammtischs unter Führung von Gastreferent und Diplom-Forstwirt Volker Ziesling die Rheininsel mit neuen Augen zu entdecken.

Der Begründer der Bürgerinitiative „Waldwende jetzt“ gab Erläuterungen und plädierte für einen schonenderen Umgang mit den hiesigen Wäldern. Dabei sparte er nicht mit Kritik. Wer hier aufgewachsen ist, kennt sie seit der Kindheit: die Ketscher Rheininsel. Dass das Wasser hier regelmäßig steigt, wird sofort ersichtlich. Denn kaum geht man über die Holzbrücke, findet man eine Hochwasserstandanzeige, anhand derer ersichtlich wird, um wie viel der Rhein über seine Ufer treten kann.

Hoch sensibles System
1882 sogar weit über zwei Meter. Ebenfalls ersichtlich ist, wie viel in dem Naturschutzgebiet gerodet wird, denn alle paar Meter liegen gefällte Bäume. Eine Tatsache, die Ziesling scharf kritisierte. „Dieses System reagiert hoch sensibel auf Eingriffe“, so der Experte. „Der Abfluss von Wasser würde gefördert, anstatt es zurückzuhalten“, erläuterte er. Sowohl Weich- als auch Hartholzauen stünden unter strengem Schutz. Dennoch sei eine starke Bewirtschaftung vorhanden, nicht zuletzt ersichtlich an den vielen Rückegassen, jenen Schneisen, auf denen das geschlagene Holz aus dem Wald transportiert wird. „Allein um sich von der Befahrung zu erholen, braucht die Natur 80 bis 150 Jahre. Und das bei nur einem Mal“, sagt der Experte. Auf einem großen Stapel von gefällten Eschen stehend erläuterte Ziesling weiter: „Ein aus Japan eingeschleppter Pilz sorgte für Probleme bei diesen Bäumen, aber die Natur lernt schließlich, damit umzugehen.“

Lieber hätte man die seit 100 Jahren aus Amerika eingeführten Schwarznussbäume fällen sollen, so der Forstwirt. Denn diese würden durch für andere Arten giftige Stoffe dafür sorgen, dass einheimische Arten am Keimen gehindert würden.

Der Ertrag stünde im Vordergrund und nicht der Erhalt, meinte Ziesling weiter. Der Eingriff des Menschen solle radikal zurückgefahren werden. „Sind die Baumkronen geschlossen und wird das Unterholz dort belassen, wo es ist, hält sich auch die so wichtige Feuchtigkeit. Die Regenerationsfähigkeit des Waldes wird komplett unterschätzt, mit der er dem Klimawandel trotzen könnte“, meinte er. Es müsse ein Paradigmenwechsel erfolgen. Auch sei das Heizen mit organischen Stoffen alles andere als sinnvoll: „Studien zeigen, dass dabei viel mehr Kohlenmonoxide und sogar Dioxine frei werden als beim Heizen mit Öl oder Gas.“ Es solle ganz unterbleiben.

Sinnvoller sei ein Heizen mit Strom, der aus regenerativen Quellen wie Geothermie und Windkraft erzeugt würde. Waldauen machten nur ein Prozent der Wälder in Baden-Württemberg aus. Daher sollten diese streng geschützt werden. Dies sei auf der Ketscher Rheininsel aber nicht der Fall. Auch würde der Lebenszyklus der Pflanzen nicht genug berücksichtigt. Eichen zum Beispiel könnten sehr alt werden, wenn man sie nur ließe. „Die ‚Dicke Marie‘ in Berlin ist eine Stieleiche, die 920 Jahre alt ist. In der Pfalz ist die älteste 400 Jahre alt. Unsere Wälder müssen älter werden“, forderte er.

„Erschreckend, was hier passiert“
Teilnehmer Rainer Limmer aus Ketsch erinnerte sich: „Als ich klein war, stand hier alles voller großer alter Eichen. Die sind jetzt nicht mehr da. Die Brücke wurde vor ein paar Jahrzehnten hauptsächlich gebaut, damit man besser die geschlagenen Bäume abtransportieren kann.“ Und Carmen Brehm aus Reilingen stellte fest: „Eine hochinteressante Führung. Es ist so erschreckend, was hier passiert. Die Abholzung passiert nicht nur im brasilianischen Regenwald, sondern genauso hier in hohem Maße. Das ist so schlimm.“ Jürgen, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte, meinte: „Es ist Augenwischerei, was unsere Regierung macht. Vordergründig wird gesagt, der Umwelt- und Klimaschutz habe höchste Priorität, aber dann wird massiv in einem Naturschutzgebiet abgeholzt. Das passt nicht.“

Auch andere kritische Stimmen meldeten sich: „Es wäre besser, mehr Bäume stehen zu lassen, aber der Mensch hat doch nur sehr begrenzten Einfluss auf den Klimawandel. Bohrungen zeigen, dass der Wechsel von Eis- zu Warmzeiten seit Tausenden von Jahren in einem regelmäßigen Wechsel erfolgt. Deswegen in Panik zu geraten, ist daher fehl am Platze“, so ein Teilnehmer aus Ketsch, der es bevorzugte, anonym zu bleiben.

Bericht und Foto erstellt von Marco Montalbano, Schwetzinger Zeitung vom 13. März 2023

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