BI will für Entenpfuhl mobilisieren
Protest: Während die Planungen für den Kiesabbau im Hintergrund weiterlaufen, stellt sich die Bürgerinitiative neu auf und lädt zu zwei Infoterminen
In der winterlichen Abendsonne zeigt sich der Entenpfuhl besonders friedlich. Nur der Verkehrslärm der nahen Bundesstraße sowie der Autobahn ist im Hintergrund zu hören, ansonsten liegt der Wald im Südosten von Ketsch ruhig da. Recht still ist es zuletzt auch um den hier geplanten und viel diskutierten Kiesabbau geworden, doch ein inzwischen schon etwas windschiefes Plakat der Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Entenpfuhl“ zeugt davon, dass das Thema im Hintergrund durchaus weiterläuft.
Bekanntlich will die Firma Krieger aus dem südhessischen Neckarsteinach in dem Gewann künftig Kies abbauen und ein Transportbetonwerk errichten. Befürworter sehen in dem Projekt eine wichtige Investition in den regionalen Rohstoffabbau, der seit Jahrzehnten stark schrumpft: Trotz eines immer höheren Bedarfs an Steinen, Kies und Sand für die Bauwirtschaft ist die Zahl der Abbaustätten im Südwesten in den letzten Jahrzehnten massiv gesunken.
Das liegt laut dem Industrieverband „Steine und Erden Baden-Württemberg“ unter anderem an immer schwierigeren Planungs- und Genehmigungsprozessen.
Auch gegen das Projekt bei Ketsch formiert sich bereits seit einigen Jahren Widerstand. Die Gegner fürchten die Rodung des Waldes, mögliche Beeinträchtigungen des Trinkwassers sowie Auswirkungen durch Lärm und Verkehr. Bei der BI hat sich dabei zuletzt einiges im Hintergrund getan.
So haben mehrere Vorstandsmitglieder aus Schwetzingen ihr Engagement beendet, wie der aus Ketsch stammende Sprecher Heinz Eppel bestätigt. „Ein bisschen haben wir schlicht das Problem, dass sich der Entenpfuhl zwar offiziell auf Schwetzinger Gemarkung befindet, aber viel näher an Ketsch liegt. Für die eigentlich zuständigen Menschen aus der Spargelstadt ist das Thema also recht weit weg, während wir in der Enderlegemeinde die meisten Folgen zu spüren bekommen“, erklärt Eppel.
Doch dank seines eigenen Engagements konnte der BI-Sprecher vier neue Vorstandsmitglieder für die Sache gewinnen: Eines aus dem ebenfalls räumlich betroffenen Hockenheim sowie drei über den Ketscher Umweltstammtisch, bei dem Eppel ebenfalls aktiv ist. „Gemeinsam wollen wir wieder Schwung in das Thema bringen und im frisch gestarteten Jahr direkt mit zwei Aktionen loslegen“, verkündet er voller Tatendrang.
So gibt es am Sonntag, 2. Februar, eine öffentliche Begehung des Entenpfuhls. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Parkplatz des Hundeauslaufplatzes im Heuweg. Von dort geht es gemeinsam zum Waldrand, wo die BI Glühwein ausschenken und über das Projekt sowie ihren Protest informieren will. „Wenn Interesse besteht, führe ich die Besucher gerne auch etwas durch den Wald, um zu zeigen, was dort alles auf der Kippe steht“, sagt Heinz Eppel.
Am Freitag, 21. März, lädt die BI dann um 18 Uhr zu einer Infoveranstaltung ins Ferdinand-Schmid-Haus in der Goethestraße ein. Dabei wollen die Mitglieder zunächst in einer Präsentation den aktuellen Stand sowie ihre Ansichten zum Kiesabbauprojekt darlegen. Anschließend können Fragen der Besucher diskutiert werden.
Beide Veranstaltungen sollen nicht zuletzt auch der Mitgliedergewinnung dienen. Denn das Interesse der Öffentlichkeit habe zuletzt doch etwas nachgelassen, gesteht Eppel ein. „Der Planungsprozess zieht sich eben ziemlich hin, da geht das Thema im Alltag vieler Menschen natürlich irgendwann unter“, sagt BI-Sprecher Heinz Eppel.
„Aber wir bleiben bei unseren Positionen: Der Wald muss erhalten bleiben und das Trinkwasser muss geschützt werden. Dafür stehen wir gemeinsam mit dem Umwelt-stammtisch ein.“
Auch bei der Firma Krieger ist das Thema Entenpfuhl noch aktuell. „Zum jetzigen Zeitpunkt befinden wir uns weiterhin in der Erstellung der überarbeiteten Unterlagen und in der Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit.
Dabei geht es um Anpassungen zum Antrag auf Planfeststellung, den die Firma bereits Ende 2022 beim zuständigen Rhein-Neckar-Kreis eingereicht hatte. Dort wurden jedoch weitere Unterlagen zu dem bereits äußerst umfangreichen Antrag eingefordert. Erst im Anschluss werden dann die Träger öffentlicher Belange – etwa die Forstverwaltung und die Immissionsschutzbehörde des Landratsamtes – gehört, bevor der Kreis letztlich über den Beschluss entscheidet. Danach folgen die öffentliche Auslage und die weitere vorgeschriebene Beteiligung der Bevölkerung.
Aufgrund der komplexen Planungsvorgaben ist es also noch ein weiter Weg, bis im Entenpfuhl einmal tatsächlich die Bagger arbeiten könnten. Die Firma Krieger ist aber zuversichtlich, dass der Kiesabbau am Ende genehmigt wird. „Selbstverständlich wird es angepasste Details geben, die sich auch aufgrund der externen Anforderungen durch die zuständigen Behörden ergeben haben. Im Großen und Ganzen wird sich das Vorhaben aber aus unserer Sicht nicht grundlegend verändern“, teilt das Unternehmen mit.
Bericht aus der Schwetzinger Zeitung vom 24.01.2025 von Benjamin Jungbluth