Jahresausflug zum Naturschutzgebiet „Kühkopf“
Nur wenige von uns kannten bislang das Naturschutzgebiet Kühkopf am Altrhein von Stockstadt – diesen Hotspot der Artenvielfalt und noch dazu gar nicht weit von uns entfernt südwestlich von Darmstadt.
Dorthin führte dieses Mal unser Jahresausflug. Nach dem Treffpunkt am Marktplatz ging es in privaten Autos (Fahrgemeinschaften) gemütlich in 45 Minuten nach Stockstadt am Rhein und dann direkt zum Parkplatz an der Brücke zum Altrhein – fast wie bei uns zu Hause zur Rheininsel Ketsch.
Dort erwartete uns eine eher offene Landschaft von großer biologischer Vielfalt: typische Weichholzauen mit Weiden und Pappeln an den Flussufern, denen man ansah, dass sie immer wieder überflutet wurden.
Neben Silberweiden mit ihren langen knorrigen Stämmen faszinierten uns alle die ausgedehnten Feuchtgebiete mit den zahlreichen Kopfweiden und ihren gewaltige Stämmen, die Lebensraum für zahlreiche Tierarten bieten.
Ganz anders dagegen die Hartholzaue mit ihren Stieleichen, Ulmen und Eschen mit allerlei eingestreuten Büschen. Hier befindet sich – ähnlich wie auf unserer Rheininsel – der Lebensraum gefährdeter und deshalb streng geschützter Käferpopulationen wie Hirschkäfer, Eremit und verschiedene Arten von Bockkäfern, daneben aber auch Kammmolche und weitere Amphibienarten.
Für uns Besucher leichter zu beobachten waren natürlich die zahlreichen Vogelarten, vom kleinen Blaukehlchen bis hin zum majestätischen Milan.
Ein entscheidendes Ereignis im Frühjahr 1983 veränderte die Landschaft grundlegend: das Hochwasser durchbrach damals die Rheindämme und überflutete das gesamte Kühkopfgebiet. Dadurch wurden mindestens 400 ha Ackerland und etwa 300 ha Wald vom Rhein überflutet. Die Dämme wurden danach nicht wieder instand gesetzt – was sicherlich nur schwer gegen viele Widerstände durchzusetzen war – und das ganze Gebiet wird seither dem natürlichen Überflutungszyklus des Rheines wie in alten Zeiten ausgesetzt. So entstand eine natürliche und unbeeinflusste Wiederbewaldung – vor allem von schnell wachsenden Weiden und Pappeln der Weichholzaue. Diesen Vorgang bezeichnet man in der Ökologie und Botanik als Sukzession (lat. succedere, „nachrücken“, „nachfolgen“).
Für das Naturschutzgebiet Kühkopf war diese Entwicklung ein echter Glücksfall. Vor allem natürlich für die Fauna und Flora, aber auch für die zahlreichen Besucher und Ausflügler, die in diesem 2400 ha großen Gebiet jede Menge gutausgebauter Spazierwege vorfinden und eine abwechslungsreiche und interessante Natur genießen dürfen. Die Rheinuferlandschaft „Kühkopf-Knoblauchsaue ist Hessens größtes Naturschutzgebiet.
Gut gelaunt und in bester Stimmung wanderten wir u.a. auf einem Teil des 6,7 km langen Natura Trails, der von den Naturfreunden Hessen angelegt wurde und 16 umfassende und sehr informative Lehrtafeln bietet. Abschließend besuchten wir das Umweltbildungszentrum Kühkopf und das Hofgut Guntershausen, wo eine Erfrischung angesagt war und einige von uns selbst angebaute Bioprodukte kauften; also direkt vom Erzeuger.
Es versteht sich für den Umweltstammtisch Ketsch von selbst, dass so eine eindrucksvolle Exkursion in gemütlicher Runde bei guten Speisen und Getränken seinen Abschluss finden musste. In einem nahe gelegenen, griechischen Restaurant wurden wir bestens bewirtet und konnten in vielen interessanten Gesprächen nochmals die Eindrücke an diesem schönen Tag Revue passieren lassen bevor es wieder nach Hause ging.
Text: Dr. Jörg-Otto Läppchen
-Manuela-