Winterschnitt an der Streuobstwiese im Bruchgraben Ketsch
Es war wieder einmal soweit, die Bäume auf der Streuobstwiese im Bruchgraben brauchten ihren Winterschnitt. Dieser Winterschnitt wird zur Erhaltung und Gesundheit der Bäume jedes Jahr in der Winterzeit wiederholt. Im Winter sind die Bäume leichter zu schneiden, sie befinden sich einerseits in der Ruhephase und auf der anderen Seite sind keine Blätter am Baum. Die Entscheidung welcher Ast weg muss ist leichter zu treffen. Das Schneiden ist allerdings anstrengender als im Sommer, weil das Holz härter ist. Es fehlen die Säfte des Baumes, denn diese ziehen sich im Herbst in die Wurzel zurück und warten auf das Frühjahr.
Der Winterschnitt wurde von den Mitgliedern des Umweltstammtisches mit Unterstützung der Fachwartin für Obst- und Garten, Angelika Sommer, durchgeführt. Sie hat ihre Ausbildung 2016 beim LOGL in Heidelberg absolviert. Fachwarte sind Multiplikatoren der unteren Naturschutzbehörde.
Auf dieser Streuobstwiese findet man überwiegend hochstämmige Obstbäume, die bei guter Pflege langlebige Gehölze sind und ein Ertrags- und Lebensalter von fünfzig bis einhundert Jahren erreichen können.
Im Winterschnitt haben wir die steil nach oben wachsen Äste – auch Wasserschosse genannt – und viele nach innen wachsende Äste entfernt. Es soll genügend Platz im inneren Bereich des Baumes und auch zwischen den Ästen sein, damit die Blätter nach einem Regen schnell abtrocknen können. Dieses Vorgehen beugt Pilzkrankheiten vor. Ein gesunder Baum trägt gesunde Früchte und bleibt uns auch lange erhalten.
Auch wurden diesmal bei einigen Bäumen im unteren Gerüst starke Äste entfernt. Wenn solche starke Eingriffe an einem Baum vorgenommen werden, darf in diesem Winter nicht mehr viel an ihm geschnitten werden, um einen übermäßigen Austrieb von Wasserschossen zu vermeiden. Eine Schnittregel heißt: Starke Schnitt – starker Austrieb. Das ist nicht in unserem Sinn. Mit einem starken Schnitt wachsen wieder neue Wasserschosse, die wir gerade geschnitten haben. Wir wollen das Fruchtholz fördern.
Der starke Schnitt am Gerüst eines Baumes soll auf der einen Seite die Mäharbeiten der darunter liegenden Wiese erleichtern, zum anderen wollen wir Vögel anlocken, insbesondere auch Spechte. Ein typischer Vertreter der Spechte auf Streuobstwiesen ist hier der Grünspecht. Er wurde auch auf „unserer“ Streuobstwiese schon des Öfteren beobachtet. Für die Kleinvögel haben wir in den Bäumen einige Nistkästen aufgehängt und hoffen, dass sie auch benutzt werden. Beim letzten Säubern der Nistkästen wurde sogar eine lebendige Fledermaus entdeckt. Das war eine freudige Überraschung für uns. Natürlich wurde der Nistkasten sofort wieder vorsichtig verschlossen und das Tier nicht weiter gestört.
Dieses Mal war die Schnittmaßnahme eine besondere Herausforderung. Bevor wir anfangen konnten musste ein Hygienekonzept erstellt werden. Auch konnte das gemeinsame Mittagessen nicht stattfinden. Desinfektionsspray und Papiertücher waren diesmal in der Garage zu finden. Auch unsere Getränke haben wir selbst mitgebracht. Die Werkzeuge wurden vor und nach der Benutzung desinfiziert. Es wurde auf Abstand geachtet und es waren maximal 2 Personen an einem Baum tätig. Leider haben dadurch nicht so viele Mitglieder an der Maßnahme teilnehmen können, deshalb haben diesmal mehrere Wochen dafür gebraucht. Auch das Wetter hat am Anfang uns nicht gerade unterstützt. Es war kalt, dagegen konnte man sich anziehen, aber es war auch nass. Bei einem weichen Untergrund ist es zu gefährlich eine Leiter an den Baum zu stellen, selbst wenn die Sicherheitsmaßnahmen für eine Leiter eingehalten werden. Bei den ersten Terminen wurde daher ohne Leitern gearbeitet. Eine Stangensäge oder eine Teleskopgiraffe kann bis zu 4 m ausgezogen werden. Unsere Bäume sind aber bis zu 10 m hoch. Dadurch konnten wir nur im unteren Bereich die Schnittmaßnahmen durchführen. Erst im März war das Wetter besser und der Untergrund trockener.
Das Schnittgut wurde zwischen Wiese und Straße sowie in der Benjeshecke verteilt. Eine Benjeshecke bietet Schutz für die kleinen Tiere, die auf der Wiese leben.
Leider wachsen auf der Wiese zu wenige blühende Blumen, sie wäre ein idealer Standort für eine Blumenwiese. Um dieses zu erreichen muss leider noch einiges getan werden. Auch ist der Hundekot, der auf der Wiese überall zu finden ist, ein großes Problem. Er ist kein guter Dünger für die Pflanzen und Bäume. Hundekot verbrennt die Wurzeln der Pflanzen, deshalb wächst auch nicht so viel Blühendes, wie wir es eigentlich für eine Biodiversität auf dieser Streuobstwiese benötigen. Am Anfang der Streuobstwiese ist ein Behälter mit Hundekot Tüten. Es wäre schön, wenn diese für eine Spaziergang an der Streuobstwiese auch benutzt werden könnten.
Aber wir haben es wie immer wieder geschafft.
Jetzt kann die neue Vegetationsperiode beginnen. Wer einen Spaziergang entlang der Streuobstwiese macht kann sich an der üppigen Blüte erfreuen. Jetzt hoffen wir das kein großer Frost mehr kommt und uns eine üppige Ernte beschert.
Die nächste Maßnahme ist der Sommerschnitt. Dieser wird im Juli / Anfang August durchgeführt. Hier werden jetzt die neu gewachsenen Wassersschosse entfernt. Die Kirschbäume die im Winter nicht geschnitten werden, erhalten dann im Sommer nach der Ernte ihren Schnitt.
~ Angelika Sommer (Teamleiterin Streuobstwiese), Fotos: M. Ihrig