Faszination Wildnis – ein Ausflug ins Reich der Buchen
Der diesjährige Ausflug führte die Mitglieder des Umweltstammtisches sowohl in den Naturpark als auch den Nationalpark Kellerwald-Edersee. Der Naturpark Kellerwald Edersee besteht seit dem 01.06.2001, der Nationalpark seit dem 01.01.2004. Seit dem 25. Juni 2011 ist das Buchenwald-Gebiet des Nationalparks Teil der UNESCO-Weltnaturerbestätte Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas. Um sich einen ausführlichen Überblick über die beiden Parks verschaffen zu können wurden im Vorfeld bereits individuelle Führungen mit Naturparkführern bzw. eine Wanderung mit einem Ranger des Nationalparks organisiert. Trotz angekündigtem, schlechtem Wetter blieben alle drei Führungen (fast) regenfrei und so konnte ungestört die einmalige Natur erlebt und bewundert werden. Am Ankunftstag erfolgte ein Besuch der Arche-Region Kellerwald, Frankenau und Umgebung. Sie liegt in Nordhessen, unmittelbar am Nationalpark Kellerwald-Edersee mit seinem alten Buchenbestand und ist Teil des Naturschutzgroßprojekts Kellerwald-Region, welches vom Naturpark Kellerwald-Edersee getragen wird.
In Frankenau entstand auf armen Böden eine kleinparzellierte, reichstrukturierte Kulturlandschaft. Eingestreute Hecken und Kleingehölze bieten Wildtieren Lebensraum und Unterschlupf. Seit 2014 trägt die Region das Prädikat Arche-Region und ist damit die zweite Arche-Region Deutschlands und die erste in Hessen. Derzeit beheimatet die Arche-Region Kellerwald, Frankenau und Umgebung 46 von den 130 gefährdeten Alten Haustierrassen. Das Motto „Schöpfung bewahren“ haben sich hier viele ortsansässiger Landwirte und die NABU-Ortsgruppe zur Herzensangelegenheit gemacht. Mit alten vom Aussterben bedrohten Haustieren wie dem Hinterwälder Rind, Rotem Höhenvieh, Rheinisch-Deutschem Kaltblut, Dülmener Pferd, Bentheimer Landschaf, Schwäbisch-Hällischem Schwein, Soay-Schaf, Heidschnucke, Rhönschaf und der Thüringer Wald Ziege, um nur einige zu nennen, werden die ausgewiesenen Naturschutzflächen und die Kulturlandschaft schonend nach den Vorgaben des Naturschutzes bewirtschaftet. Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde werden dazu eingesetzt, waldschonend Holz zu rücken. Der Nationalpark Kellerwald-Edersee war Ziel des zweiten Tages in der Region Nordhessen. Nach einem Besuch des Nationalparkzentrums in Herzhausen nahmen die Mitglieder an einer Wanderung mit einem Ranger in den Nationalpark teil. Auf einer Gesamtfläche von 5.738 ha schützt der erste Nationalpark Hessens einen der letzten großen, weder von Straßen, noch von Siedlungen zerschnittenen Buchenwald in Mitteleuropa. Seine Hainsimsen-Buchenwälder der unteren Bergstufe zählen in dieser Größe, Unzerschnittenheit und Naturnähe zu den letzten Mitteleuropas. Sie zeichnen sich durch einen überdurchschnittlich hohen Altholzanteil und Urwaldreste aus. Typische Vogel- und Fledermaus-Lebensgemeinschaften sowie Totholzbewohner zeichnen die ruhige Waldlandschaft aus.
Nach dem Grundsatz „Natur Natur sein lassen“ respektiert der Mensch im Nationalpark den ständigen Wandel. Den Abschluss des dreitägigen Vereinsausflugs bildete wiederum ein Besuch im Naturpark Kellerwald-Edersee. Hier wurden die Mitglieder von einer Naturpark-Führerin zu den Steilhängen vom „Hochstein“ geführt. Die Steilhänge nördlich des Edersees mit ihren Urwaldrelikten sind ein Naturerbe von einzigartiger Bedeutung. Sie sollen auf Dauer erhalten und in ihren beeinträchtigten Bereichen wieder naturnah rückentwickelt werden.
In den teils aus früherer Zeit forstlich geprägten Mischwäldern der Steilhänge vom
„Hochstein“ liegen alte, ökologisch wertvolle Waldbereiche, Felsen und Blockhalden. Die naturnahen Buchen-, Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder sollen durch Zulassung der natürlichen Entwicklung gesichert und in einen ökologisch optimalen Zustand versetzt werden. Damit sich die Laubwaldanteile frei entfalten können, wurden in einem ersten Maßnahmenschritt nicht heimische bzw. nicht standortgerechte Baumarten behutsam unter Schonung von Felsen, Blockhalden und Totholz entnommen. Konkret wurden Roteichen, Douglasien, Lärchen und Kiefern aus Steilhanglagen unter großen Anstrengungen vollständig entfernt, Traubeneichen und Rotbuchen freigestellt. Laubwälder dürfen sich somit wieder frei entfalten. Nadelgehölze werden umgewandelt. Da leider nur drei Tage zur Verfügung standen und dieses – in jeglicher Hinsicht einzigartige – Refugium Schönheiten in Hülle und Fülle bittet, war der einstimmige Tenor, dass man der Region rund um den Edersee auf jeden Fall mindestens noch einen weiteren Besuch abstatten wird.
Ein von Michael Schubert und Matthias Ihrig bestens organisierter und sehr harmonischer Ausflug fand schließlich in einem Kaffee mit Blick auf die Eder einen würdigen Abschluß. mi
-Manuela-