Wiesenmahd auf der Ketscher Rheininsel, Wildtierschutz
Umweltschutz ist eine komplizierte Sache. Noch schwieriger wird es, wenn Nutzung und Schutz auf der gleichen Fläche realisiert werden müssen. Dies ist zum Beispiel auf Wiesen der Fall. Wiesen im Wald bleiben Wiesen, wenn sie regelmäßig gemäht oder beweidet werden. Wird dies nicht getan, holt sich der Wald die Fläche zurück. Auf der Ketscher Rheininsel wird seit Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben und die Wiesen werden gemäht. Der Forst hat mit hiesigen Landwirten Pachtverträge abgeschlossen und überwacht deren Einhaltung. Den Zeitpunkt und die Häufigkeit der Mahd für die jeweilige Wiese legt dabei die Naturschutzbehörde fest mit dem Ziel, möglichst artenreiche Auenwiesen zu erhalten und zu pflegen. In diesem Jahr sind die Wiesen nach dem 15. Juni gemäht worden. Oftmals beeinflusst der Rhein mit seinen Hochwassern den Mähzeitpunkt. Gemäht wird dann von hiesigen Landwirten, die das Gras zum Beispiel Pferden füttern. Damit entsteht ein Kreislauf, von dem alle profitieren. Viele Faktoren bestimmen wie und wann gemäht wird, und nur wenn alles beachtet wird, kann man einerseits dem Artenschutz gerecht werden, und der Landwirt erhält andererseits Gras in ausreichender Qualität. Letztendlich ist der Landwirt dafür verantwortlich, dass es bei der Wiesenmahd zu keinen Wildtierschädigungen kommt. D.h., er muß besondere Rücksicht auf Bodenbrüter, junge Hasen und Rehkitze nehmen. Die Landwirte kommen dem nach, indem sie sich vor der Mahd mit den Jagdpächtern absprechen, Vergrämungsmaßnahmen ergreifen oder beim Mähen empfohlene Vorgaben einhalten (z.B. von innen nach außen mähen). Trotzdem kommt es im Allgemeinen (für die Rheininsel ist in letzter Zeit kein Fall belegt) immer wieder vor, dass Rehkitze in die Mähwerke geraten, mit entsprechend schlechtem Ausgang für das Kitz. Anfang Mai bis Mitte Juni kommen die Rehkitze zur Welt. Die jungen Kitze werden dabei auf der Wiese oder im Wald abgelegt, und nur zum Säugen von der Mutter besucht. Gerade in der ersten Lebenswoche fehlt den Jungtieren jedoch jeglicher Fluchtinstinkt. Dies dient dem Schutz vor natürlichen Feinden. Danach folgen sie der Mutter. Der Umweltstammtisch Ketsch hat daher dieses Jahr zum ersten Mal (mit der entsprechenden Genehmigung) zu Fuß und mit Hunden die Rheininsel-Wiesen unmittelbar vor dem Mähen abgesucht. Dabei kam es auf die Koordination von Wetter, Landwirt, Forst und Umweltstammtisch an, die reibungslos klappte. Auch mit großem Suchaufwand ist es allerdings fast unmöglich, die Wiesen hundertprozentig abzusuchen. Es wurden zwar zwei Rehkitze gefunden, diese waren jedoch alt genug, und konnten selbst fliehen. Aufgrund der diesjährigen Witterung war die Wahrscheinlichkeit, frisch abgelegte Kitze zu finden, auch recht gering. Trotzdem, so der zweite Vorsitzende des Umweltstammtisch, Matthias Ihrig, war die Aktion wichtig, um zu klären, ob sich schutzlose Kitze auf den Wiesen befinden. Die Themengruppe des Umweltstammtisches wird hier „am Ball bleiben“. Wie in Zukunft genau (effektiver) verfahren wird, muss noch diskutiert werden. Aber die Situation auf der Rheininsel scheint soweit gut geregelt.
-Manuela-